Im Flaggenmeer

Mai 19, 2022 | Alltagsgeschichten | 0 Kommentare

Ich hatte das Glück, den Nationalfeiertag bei strahlendem Sonnenschein in Bergen mitzuerleben. Die Norweger feiern am 17. Mai ihre Verfassung aus dem Jahr 1814. Nach Jahren der Abhängigkeit von Dänemark war dies der erste große Schritt in Richtung Souveränität. Endgültig vollzogen wurde dieser Schritt 1905, als die Union mit Schweden aufgelöst wurde. Der 17. Mai ist wirklich der TAG des Jahres für die Norwegen, er wird seit 1870 so gefeiert. Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause ist die Stimmung in Bergen an diesem Tag unglaublich ausgelassen. Begonnen wird der Tag vielerorts mit einem Champagnerfrühstück mit Freunden und Nachbarn, manche sehen sich auch die Parade aus Oslo an, die live im Fernsehen übertragen wird. Hier winkt die Königsfamilie freundlich vom Balkon des Königlichen Palasts. Straßen und Häuser sind mit norwegischen Flaggen geschmückt – und ganz wichtig, alle kleiden sich in ihren traditionellen Trachten, der „bunad“. Diese gibt es in unzähligen Farben und Varianten – sie weisen je nach Art darauf hin, aus welcher Region man stammt.

Kinderparade mit Eisgeklecker

Wir entscheiden uns, vormittags die Parade in der Innenstadt zu besuchen, bei der Organisationen und Vereine aller Art in ihren Trachten sowie Musikkapellen und Theatergruppen durch die Innenstadt laufen und von der jubelnden Menschenmenge mit Flaggen begrüßt werden. Dieser Marsch wird auch „Kinderparade“ genannt da sie vor allem den Kleinsten eine Freude bereiten soll – es ist ausdrücklich keine Militärparade! Traditionell dürfen die Kinder den ganzen Tag über Eis schlecken so viel sie wollen, neben uns kleckern zwei kleine Mädchen ihre schönen Kostüme voll;-) Wir platzieren uns auf Höhe Bryggen und ergattern einen Platz ganz vorne, perfekt!

Der Pegel steigt

Am Festplassen in Bergen ist eine Bühne aufgebaut und verschiedene Stände sorgen für das leibliche Wohl. Über den Tag verteilt finden in der gesamten Stadt Konzerte, eine Bootsparade, Kabarett und Showprogramm für die Kinder statt. Irgendwann wird es wirklich extrem voll und unruhig, da der Pegel einiger Besucher merklich steigt. Nach zwei Jahren Pandemie merke ich, dass man sich an diesen Trubel erst wieder gewöhnen muss. Wir entscheiden uns, abends vom Berg Fløyen aus das Feuerwerk anzusehen und so den Tag abzuschließen. Auf dem Weg nach Hause fällt mir auf, dass viele Partys nachmittags in den Wohnungen weitergehen – laute Musik dröhnt aus den Häusern und einige wankende, schick gekleidete Menschen kommen uns entgegen. Das Feuerwerk um 23 Uhr ist dann mein eigentliches Highlight, der Blick über die beleuchtete Stadt und das farbenfrohe Spektakel runden den Tag perfekt ab.

geschrieben von Larissa

Ich wohne momentan in Bergen und schreibe von hier aus diesen Blog. Ich bin ausgebildete Journalistin und habe vorher Skandinavistik studiert. Vor meinem Norwegenabenteuer habe ich auch schon in Schweden und auf Island gelebt.

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