Mittlerweile lebe ich ja doch schon eine Weile hier in Bergen und habe ein ordentliches Kulturprogramm hinter mich gebracht. Die meisten Museen in der Stadt sind sehenswert und teilweise sogar sehr idyllisch gelegen. Drei davon haben es in meine Top-Liste geschafft:
Troldhaugen: Edvard-Grieg-Museum
Landschaftlich wunderschön am Ufer des Nordåsvannet gelegen, kann man auf dem Gelände Troldhaugen in die Welt des Komponisten Edvard Grieg (1843-1907) eintauchen. Der nationalromantische Komponist ist zumindest in Deutschland besonders für seine „Peer-Gynt-Suite“ nach Henrik Ibsens gleichnamigen Drama bekannt. Nach längeren Aufenthalten in Leipzig und Kopenhagen ließ Grieg 1885 die Villa im Stadtteil Fana im norwegischen Drachenstil errichten. 22 Sommer verbrachte der Komponist mit seiner Frau Nina – das Erdgeschoss ist heute für Besucher zugänglich. Hier finden sich viele Erinnerungsstücke, etwa Fotos mit den berühmten Besuchern, die Dichter Henrik Ibsen und Bjørnstjerne Bjørnson. Erhalten ist auch noch der original Steinway-Flügel aus dem Jahr 1892 sowie das Esszimmer der beiden. Viele der Möbel würden sich heute wunderbar auf Vintage-Flohmärkten verkaufen lassen, mir hat die Einrichtung sehr gut gefallen. Besichtigt werden kann auf dem von Inseln umgebenen Hügel außerdem die kleine Komponistenhütte, wo viele seiner bekanntesten Werke entstanden. Das eigentliche Museum mit Informationen zum Leben Edvard Griegs ist meiner Meinung nach weniger spektakulär, aber das gesamte Gelände ist einfach nur traumhaft!
KODE-Museum
Das wohl bekannteste Kunstmuseum KODE in Bergen besteht genau genommen aus vier einzelnen Gebäuden, die in Dauer- und Sonderausstellungen alle unterschiedliche Kunstepochen beleuchten. Herzstück ist die Rasmus Meyer Kollektion in KODE 3, die einige der bekanntesten Kunstwerke des norwegischen „goldenen Zeitalters“ (1880 bis 1905) zeigt. Hier werden einige der bedeutendsten Werke Edvard Munchs, wie „Melancholie“ oder „Eifersucht“ präsentiert. Bei unserem Besuch war ein Großteil der Munch-Werke aktuell leider an Museen in London und Paris ausgeliehen. Sehenswert sind aber auch die Werke anderer norwegischer Künstler wie den bedeutenden Romantikmaler J.C. Dahl und die Vorreiterin der weiblichen skandinavischen Künstlerinnen Harriet Backer. Besonders gut gefallen hat mir die aktuelle Sonderausstellung „Maler aus Bergen in Paris 1920“ im KODE1-Gebäude. In den 20er-Jahren zog es einige Künstler wie Nikolai Astrup und Nils Krantz in die französische Metropole, die beim französischen Maler André Lhôte eine Einführung in den kubistischen Malstil erhielten. Die Bilder erinnern meiner Meinung nach teilweise an Picasso und Henri Matisse und die farbenreich gestalteten Kunstwerke versüßen in jedem Fall einen verregneten Bergentag.
Bergen Kunsthall
Etwas experimenteller geht es in der Bergen Kunsthall, die eingebettet zwischen den KODE-Gebäuden liegt, zu. Hier wird vor allem zeitgenössische Kunst von internationalen Künstlern sowie Kunststudierenden präsentiert. Die Halle ist aber auch ein Ort für Performances und Konzerte jeglicher Genres. Bei unserem Besuch zeigen Studierende der Kunstakademie Bergen ihre Werke unter dem Titel „Picnic“. Zugegeben, die Installationen und Zeichnungen, die um Themen wie Klimaveränderung, Identität und Globalisierung kreisen, sind nicht immer leicht zu verstehen und die Erklärungen im Ausstellungsprospekt etwas vage gehalten. Aber der Ideenreichtum ist unterhaltsam – mein Favorit: eine begehbare Meerjungfrau mit Sound über Kopfhörer. Wer mal etwas „out of the box“ denken möchte und eine Abwechslung zum eher klassischen Kunstgenuss sucht, ist hier in jedem Fall richtig!
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