Farbenfroh und endlich Sonne

Jun 6, 2022 | Unterwegs | 0 Kommentare

Um dem Regen aus Bergen zumindest mal zeitweise zu entfliehen, haben wir uns recht spontan zu einem Wochenendtrip nach Stavanger entschieden. Die Ölhauptstadt an der Südwestküste Norwegens ist mit dem Bus von Bergen in circa 4 1/2 Stunden zu erreichen und meiner Meinung nach perfekt für zwei Übernachtungen geeignet. Schon als wir ankommen sind wir erleichtert: Die Sonne strahlt und der (flache!) Weg zu unserem Apartment vorbei an niedlichen Holzhäusern ist vielversprechend. Wir freuen uns über die hübsche Unterkunft im Stadtteil Storhaugen und fühlen uns mal wieder bestätigt, dass Ferienwohnungen in Norwegen Hotels eindeutig im Preis-Leistungsverhältnis schlagen. Ganz in der Nähe liegt die Emausbukta, die Emausbucht, von der aus man schön die Küste entlangwandern kann. Daniel und ich setzen uns erstmal auf einen Felsen an der Bucht und genießen die Abendsonne bei einem kühlen Getränk. Von hier aus blicken wir auf eine kleine Insel, beobachten die Möwen und lauschen den sanften Wellen.

Der Samstag ist dann für die Innenstadt reserviert, die besonders für ihre farbenfrohe Gasse, die Øvre Holmegate, bekannt ist. Ein lokaler Friseur hatte hier 2005 die Idee, der etwas abseits gelegenen Straße durch einen neuen Anstrich Farbe einzuhauchen. Den Auftrag erhielt der schottisch-norwegische Künstler Craig Flannagan. Die Fassaden der Cafés, Kneipen und Nischenläden erstrahlen nun in den verschiedensten, kräftigen Farben – kein Wunder, dass alle Hauseigentümer zustimmen mussten. Die wohl anfängliche Skepsis verwandelte sich schnell in Begeisterung nach Abschluss des Projekts. Da die Straße für den Autoverkehr gesperrt ist, kann man hier ganz wunderbar flanieren und in Ruhe Selfies machen;-)

Ganz schön fischig

Weiter geht es zum Konservenmuseum, das in mehreren Reiseführern ausdrücklich empfohlen wird. Und obwohl ich den Fisch aus der Dose überhaupt nicht ausstehen kann, haben mich die Infos zum aufwendigen Herstellungsprozess wirklich überrascht. Bis heute muss der Hering etwa manuell in die Konserve eingeschichtet werden, das Herstellen und Erhitzen der Dosen läuft hingegen maschinell ab. Am besten eignet sich ein bis zwei Jahre alter Fisch für die Verarbeitung – meine Begleitung konnte mich aber auch am Ende des Ausstellungsbesuchs nicht davon überzeugen, die Delikatesse zu probieren;-) Stavanger galt einst als größter Standort der Konservenindustrie, und tatsächlich befand sich in dem heutigen Museum einst eine Fabrik. Davon zeugen auch noch alte Produktionsanlagen und Fotos in der insgesamt anschaulich aufbereiteten Ausstellung. Am Nachmittag genießen wir noch das Treiben im Hafenviertel mit den vielen Pubs, bewundern die Streetart überall und schließen einen Bummel durch „Gamle Stavanger“ an, ein sehr hübsches Holzhausviertel aus dem 18. Jahrhundert.

Am frühen Abend möchten wir unbedingt die „Schwerter im Berg“ (Svert i fjell) besuchen, ein Wikingerdenkmal recht weit außerhalb. Den fast 90-minütigen Spaziergang dorthin habe ich mir zwar etwas idyllischer vorgestellt, aber die drei überdimensionalen Schwerter (Bildhauer: Fritz Røed) mitten an einer Bucht sind sehr sehenswert! Das Denkmal erinnert an die Schlacht hier am Hafrsfjord, wo der Wikinger Harald Schönhaar Norwegen zu einem Königreich vereint haben soll. Die verschiedenen Kronen an den Griffen der Schwerter symbolisieren jeweils die drei Distrikte, die an der Schlacht teilnahmen. Die Schwerter stecken in der Erde und symbolisieren Einheit, Freiheit und Frieden. Hier an der Bucht ist auch ein kleiner Badestrand und ein Kiosk zu finden, sodass man hier auf jeden Fall einen auch einen schönen Badetag verbringen kann.

Im Minigolffieber

Den Sonntag möchten wir ruhig ausklingen lassen und entscheiden uns für das Ölmuseum und unser Lieblingshobby, Minigolf! Durch die vielen Ölfelder in der Nordsee drumherum gilt Stavanger wie schon erwähnt als Ölhauptstadt – hier hat auch der größte Öl- und Gaskonzern Equinor seinen Sitz. Vom Ölmuseum habe ich mir viel versprochen, aber irgendwie sind mir die Erklärungen dort zu detailreich und technisch. Die Modelle von Bohrinseln und die Informationen zum Leben und Arbeiten auf den Ölplattformen sind aber ganz gut veranschaulicht – man kann zum Beispiel in ein paar nachgebauten Räumen etwas „Ölluft“ schnuppern. Unser nächster Stop ist das „Stavanger Camping“ – nein, das ist kein Campingplatz, sondern eine Indoor-Minigolfanlage im Campingstil. Den gleichen Anbieter haben wir auch schon in Trondheim getestet, aber die Bahnen sind zum Glück sehr unterschiedlich und wir haben wegen des schönen Wetters fast den gesamten Raum für uns alleine. Und so geht unser Wochenende in der Hafenstadt leider schon zu Ende. Wir finden: Stavanger ist perfekt für einen Wochenendtrip und eine tolle Abwechslung zu Bergen.

geschrieben von Larissa

Ich wohne momentan in Bergen und schreibe von hier aus diesen Blog. Ich bin ausgebildete Journalistin und habe vorher Skandinavistik studiert. Vor meinem Norwegenabenteuer habe ich auch schon in Schweden und auf Island gelebt.

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