Kurvenreich
Nach dem wunderschönen Wochenende in Trondheim führte uns die erste große Reise an der norwegischen Westküste entlang nach Bergen. Wir nehmen die Route nach Ålesund, knapp sechs Stunden mit dem Auto von Trondheim entfernt. Ich habe davor schon viel über den Atlanterhavveien gelesen, eine acht Kilometer lange Panoramastraße zwischen Molde und Kristiansund. Die Reiseführer haben nicht zu viel versprochen, die Fahrt über die Brücken ist spektakulär. Immer wieder folgen Stopps mit kleinen Spazierpfaden, die an Felsen vorbei tolle Ausblicke auf den offenen Atlantik bieten.
Jugendstil und Inselausflug
Ålesund, eine mittelgroße Stadt im Art Nouveau Stil, begrüßt uns mit viel Sonnenschein und tollen Aussichten. Nach einem Brand 1904 wurde die Stadt komplett im Jugendstil wieder errichtet – zugegeben, ein Rundgang durch die Innenstadt ist recht schnell erledigt, aber besonders der Hausberg (Aksla) mit seinen verschiedenen Wanderwegen lohnt die Reise. Zum ersten Mal fällt mir auf, wie ausflugsfreudig die norwegischen Kindergärten sind. Immer wieder begegnen uns Kinder und Erzieherinnen, alle dick eingepackt in Schneeanzüge, die mit Picknick ausgerüstet Berge erklimmen oder in Parks verweilen. So schön die Stadt auch ist, die Parkplatzsituation ist katastrophal. Das führt so weit, dass wir das Auto ständig umparken beziehungsweise genau um 16 Uhr wieder von unseren Ausflügen zurückkehren, denn ab dann sind die Stellplätze kostenlos. Von Ålesund aus lohnt sich ein Ausflug auf die Insel Halbinsel Godøya, mit einem Leuchtturm und einer schroffen Steilküste ausgestattet – Erinnerungen an Island kommen hoch.
Belohnung für den steilen Anstieg
Ein schöner Tagesausflug ist ein Trip nach Åndalsnes, der heimlichen Bergsteigerhauptstadt Norwegens. Mitten im Ort informiert ein recht neues Erlebniszentrum über die Bergsteigergeschichte Norwegens. Uns zieht es nach draußen zum Aussichtspunkt Rampestrekken (500 Höhenmeter) – zum Glück frage ich vorher bei der Minitouristinfo, ob er um die Jahreszeit (Mitte März) überhaupt begehbar ist. Die Mitarbeiterin empfiehlt Spikes, die kettenförmig an der Unterseite der Wanderschuhe angebracht werden. Schon nach wenigen Minuten bin ich ihr für diesen Hinweis unglaublich dankbar, denn der Aufstieg ist ganz schön glatt. Ich komme an meine Grenzen, ein Teil der Strecke muss an einem Seil entlang zurückgelegt werden. Doch die Aussicht nach ca. 1 ½ Stunden Wanderung entschädigt für alle Strapazen: der Blick über den Romsdalsfjord und die umliegenden Berge ist wirklich atemberaubend. Wir versuchen, den Berg noch ein Stück weiter hochzugehen, doch trotz Spikes gebe ich auf und bin stolz darauf, zumindest so weit gekommen zu sein. Kleiner Spoiler: Es wird bei unseren Ausflügen nicht das letzte Mal gewesen sein, dass der Weg nicht ganz nach Plan verläuft;)
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